Hi Leute,
nachdem ich im Besitz einer gebraucht gekauften Vespa GTS mit Delle und Lackschaden war (Vergasermodell), war irgendwann einmal mein Gedanke, das Ding etwas optisch zu pimpen.
Komplett neu Lackieren lassen kam für mich nicht in Frage, das wäre es mir nicht wert gewesen. Also habe ich zunächst nur die Delle auskitten lassen.
Folieren hätte nach Anfragen bei diversen Firmen ebenso nicht unter 450 Euro gekostet, ebenfalls zu teuer.
Entschieden habe ich mich dann für Plastidip. Zwar gabs im Internet keinerlei Erfahrungsberichte zu dem Zeugs in Verbindung mit Motorrädern oder Vespas, aber egal. Das ist auch der Grund, warum ich das ganze hier nun aufschreibe, vielleicht kann jemand ja meine Erfahrungen gebrauchen.
Soviel zur Vorgeschichte.
Vespa vor dem Projekt:
1.jpg
Als Schrauber-Unerfahrener habe ich mittels Youtube Videos und dem Standard Wartungs- und Reparatur-Handbuch aus dem Handel ein bissl Wissen angeeignet, wie denn die Vespa weitestgehend zerlegt werden kann. Die Plastidip-Dosen (schwarz und blau - jeweils matt) habe ich online gekauft. Dazu bei Dave noch ein paar Kleinigkeiten wie Scheinwerfer-Schirmchen, andere Spiegel, Kaskade, usw... gekauft, um der verstaubten Optik mehr Pepp zu verleihen. Achja, im Zuge der Dellen-Reparatur war auch plötzlich ein anderer Auspuff dran. Sowas aber auch...
Nach Reinigen der Vespa (mit Tuch und Fensterputzmittel) gings ans Zerlegen so weit wie möglich (Spiegel, Leisten, Sitz, Lichter, Blinker, etc....). Der Kotflügel vorne musste aufgrund der komplizierten Verbauuung dran bleiben, was mir im Vorfeld schon etwas Kopfzerbrechen bereitete....(schließlich aber kein Problem war)
2.jpg
Danach wurde alles abgeklebt, was möglich war.
Tja, und dann wurde drauf losgesprayt.
Zur Verarbeitung:
Dieses Plastidip lässt sich sehr leicht verarbeiten. Das Interessante an dem Zeugs ist, dass es defakto KEINE sogenannten Nasen verursacht, selbst wenn welche sichtbar sind, verschwinden sie nach gewisser Zeit. Ebenso sieht nach den ersten 2 Anstrichen alles etwas flockig aus, auch das verschwindet und wird zu einer komplett glatten und vollwertigen Oberfläche. Nach zirka 5 Schichten ist es deckend, wobei man bei der ersten am meisten draufsprayt, sonst geht gar nix weiter. Zwischen den Schichten reicht eine Pause von 15 Minuten, in der Zeit, arbeitet man aber eh an einer anderen Stelle weiter... nach kompletter Verarbeitung dauert es laut Dosen zirka 4 Stunden, bis es komplett trocken ist.
3.jpgAnhang 4.jpg
Das Gerücht, das ich im Internet gelesen habe, dass die Farbe nur dann so aussieht, wie gekauft, wenn der Untergrund ähnlich ist, ist Schwachsinn. Es ist komplett deckend, hängt natürlich von der Menge der Schichten ab.
Das Verarbeiten ist für Spray-Unerfahrene ein Klax, man kann fast nichts falsch machen (zu nah, zu weit weg, zu stark auf einem Punkt sprayen, alles kein Problem).
4.jpg
Was allerdings schon problematisch ist, ist das Zusammenbauen im Anschluss. Die Folie ist empfindlich. Beim Einbau einen Teil also irgendwo dagegenschlagen bedeutet sofort ein Cut in der Folie, oder eine leichte Abschabung.
Noch problematischer ist das Anschrauben von gedippten Teilen. Die Schraube erhält beim Reindrehen irgendwann Kontakt mit der Folie. Was hier passieren kann ist, dass die Folie sich mitdreht und aufreißt, soweit, dass es mehrere Zentimeter große Flächen kaputt gehen. Mein erster Gedanke war, danke, alle Arbeit umsonst.
Aber da dieses Plastidip wirklich einfachst funktioniert, kann man diese Stellen einfach wieder zusprayen und erkennt nicht einmal mehr, wo die alte Folie gefehlt hat. Eigenartig, aber es klappt. Das selbe bei kleinen Cuts aufgrund des Zusammenbaus, einfach noch einmal drübersprayen und fertig.
Insofern ist das Zerlegen also eigentlich sogar ein Nachteil, einfach unzerlegt ansprayen wäre wahrscheinlich einfacher, sofern man keine Teile wie die Seitenleisten in anderen Farben haben will (die würde ich sowieso nach meiner Erfahrung gleich in Schwarz kaufen und nicht dippen, dort sind die meisten Cuts entstanden beim Einbau). Es gibt dann keine Probleme bei den Schrauben und man erspart sich viel Arbeit. Sachen, die ausgespart werden sollten, kann man dann mit Stanleymesser ausschneiden und die Folie abziehen. Mit der Technik habe ich abschließend die Armatur gedippt. Alles angesprayt, um den Tacho herum geschnitten und vom Fenster die Folie abgezogen.
Inzwischen ist die Vespa seit 2 Wochen im Einsatz, die Folie sieht noch aus wie am ersten Tag. Regen ist kein Problem (wär ja noch schöner), Hochdruckreiniger hab ich noch nicht probiert (werde ich wohl auch nicht). Beständigkeit ist gegeben, also auch an den Stellen bei den Griffen, wo man oft in Berührung mit der Folie kommt, hält diese noch ohne Probleme und sieht aus wie neu. Die Fusstützen für den Sozius habe ich ebenfalls gedippt, aber noch nicht genutzt. Weiß also nicht, ob die Folie hier halten wird. Bei der Reling hält die Folie aber bislang noch, auch wenn sie beim Aufbocken der Vespa doch stark beansprucht wird durchs ziehen. 2 kleinere Abschabungen habe ich noch beseitigt, indem ich rundherum Visitenkarten gesteckt und dann einfach mit Farbe den Fehler ausgebessert habe. Ich denke, auch bei größeren Rissen oder Unsauberkeiten ist das genauso machbar.
Ebenso gibt es bislang keine "Einschlaglöcher" von abgeschossenen Insekten. Das hält die Folie also definitiv ohne Probleme aus.
Für die gesamte Vespa habe ich 6 blaue und 2 schwarze Spraydosen benötigt. Von beiden Farben habe ich noch Reste fürs Beseitigen von Fehlern.
Fazit: für den Preis (ca. 130 Euro) und 12 Stunden Arbeit bin ich mit der Entscheidung sehr zufrieden. Und beim Zusammenbau ist auch nur eine Schraube übergeblieben (allerdings eine große ). Wenn wer noch Fragen hat oder Tipps benötigt, einfach melden.
LG Schurli